Nachdem in der vergangenen Woche 70 Asylbewerber aus Syrien, Somalia und Afghanistan Wohnungen in der Zeitzer Straße bezogen hatten, lud die Initiative „Engagiertes Weißenfels“ am Freitagabend, 25. September 2015, zu einer Anwohnerversammlung ein. Etwa 100 Personen folgten der Einladung in die Schlossgarten-Turnhalle.

Ziel der Veranstaltung war es, den Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels die Möglichkeit zu geben, miteinander ins Gespräch zu kommen, Ansprechpartner kennenzulernen und Fragen zu stellen. Dass dieses Treffen schon 14 Tage früher hätte stattfinden müssen, räumte Oberbürgermeister Robby Risch ein. Der Burgenlandkreis stehe jedoch aktuell vor der Herausforderung, die Ankömmlinge menschenwürdig unterzubringen und hätte deshalb auch kurzfristig Entscheidungen zu treffen. Laut Risch leben in der Zeitzer Straße jeweils acht Personen zusammen in einer Zwei-Raum-Wohnung. Diese Bedingungen seien auch ein Grund dafür, dass ausschließlich Männer hier untergebracht wurden. „Das ist eine zumutbare Unterkunft mit Betten, Kleiderschränken, einer kleinen Küche und Waschmaschine“, so der Oberbürgermeister. Perspektivisch werde jedoch versucht, die Belegung auf sechs Personen pro Wohnung zu senken. Auch ein Gemeinschaftsraum soll eingerichtet werden.
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Einige Anwohnerinnen und Anwohner nutzten die Gelegenheit, um ihre Ängste und Bedenken zu äußern. In Sachen Sicherheit konnte Jörg Bethmann, Pressesprecher des Polizeireviers Weißenfels, sie beruhigen. Die Kriminalitätsrate von Ausländern und Deutschen sei gleich hoch und mit der Aufnahme von Geflüchteten steige diese Rate auch nicht an. Laut Aussage des Polizisten handelt es sich bei den straffällig gewordenen Ausländern nur sehr selten um Asylbewerber. Bei diesen werden hingegen häufiger Fälle von illegaler Einreise verzeichnet.

Ein wirksames Mittel gegen Kriminalität ist Beschäftigung. Angelika Renner, Dezernentin der Kreisverwaltung, erklärte, dass Asylbewerber in den ersten drei Monaten nicht arbeiten dürfen. Für die Anschlusszeit führe der Burgenlandkreis aktuell ein EU-gefördertes Projekt durch, dass Flüchtlinge an Betriebe und Lehrwerkstätten vermittelt. Da die Sprache die wichtigste Voraussetzung für den Start in den Beruf ist, finanziert der Landkreis zudem für Asylbewerber Deutschkurse an der Weißenfelser Volkshochschule. Martin Schmelzer von der Initiative „Engagiertes Weißenfels“ verwies darüber hinaus auf weitere Aktivitäten. So gebe es bereits einige Sportvereine, die mit Asylbewerbern trainieren. Im Südring, wo bereits seit einigen Monaten Asylbewerber leben, seien Freizeit-Paten und Sprachtrainer aktiv. „Es geht darum, dass man miteinander in Kontakt kommt und sich kennenlernt. Das ist der beste Weg, um Ängste abzubauen“, sagte Schmelzer. Für kommende Woche plant die Initiative eine Informationsveranstaltung für die Neuankömmlinge in der Zeitzer Straße zum Thema „Leben in Deutschland“.
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Zahlen, Daten, Fakten:
Laut Dezernentin Angelika Renner nimmt der Burgenlandkreis aktuell jeden Monat etwa 100 Asylbewerber auf. Untergebracht sind derzeit in Zeitz 650 Personen, in Naumburg 528, in Weißenfels 371, in Eckartsberga 83 und in Hohenmölsen 68. Für die Deutschkurse an der Volkshochschule werden pensionierte Lehrer gesucht. Auch die Initiative „Engagiertes Weißenfels“ sucht dringend nach ehrenamtlichen Helfern, die mit den Asylbewerbern Deutsch üben.

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