Zu einer Bürgerversammlung haben sich am Montagabend, 5. Oktober 2015, knapp 100 Personen im Kulturhaus eingefunden. Zu der Veranstaltung hatte die Initiative „Engagiertes Weißenfels“ geladen. Thema war die Unterbringung von Asylbewerbern in der Pension am Märchenbrunnen.

Angelika Renner, Dezernentin des Burgenlandkreises, berichtete, dass in den kommenden Tagen etwa 100 Asylbewerber die Zimmer der Pension am Märchenbrunnen beziehen werden. Vor Ort arbeiten zudem ein Sozialbetreuer und ein Sicherheitsdienst. Die Räume werden mit Doppelstockbetten ausgestattet. In jeder Etage wird der Burgenlandkreis eine Gemeinschaftsküche einbauen. Bis diese einsatzbereit sind, werden die Geflüchteten mit Mittagessen versorgt. Zudem soll es einen Gemeinschaftsraum mit Fernseher und ein Büro für die Mitarbeiter geben. Der Burgenlandkreis finanziert darüber hinaus für jeden Asylbewerber einen Deutschkurs in der Volkshochschule Weißenfels. Außerdem läuft derzeit ein EU-gefördertes Projekt, das Flüchtlinge an Betriebe und Lehrwerkstätten vermittelt.

12074699_580035988816878_4377467149087931579_nLaut Oberbürgermeister Robby Risch war die Neustadt mit ihrem hohen Ausländeranteil nicht erste Wahl bei der Suche nach Flüchtlingsquartieren. Der Privateigentümer hätte bereits vor vier Monaten ein entsprechendes Angebot beim Burgenlandkreis vorgelegt, das auf Wunsch der Kommune damals noch zurückgewiesen wurde, da Wohnraum im Südring zur Verfügung stand. „Die Situation ist heute eine andere. Weißenfels wird bis zum Ende des Jahres monatlich mehr als 120 Asylbewerber aufnehmen müssen. Wir kommen nicht hinterher, Wohnraum zu schaffen“, sagte Risch. Bei der Unterbringung bevorzuge man aufgrund organisatorischer Aspekte Gemeinschaftsunterkünfte. In der Neustadt gebe es den größten zusammenhängenden Leerstand, weshalb der Burgenlandkreis nun doch vor Ort Wohnraum angemietet hat. Laut Risch wird sich die Suche nach Unterkünften aber nicht auf die Neustadt beschränken. „In allen Stadtgebieten werden wir Asylbewerber aufnehmen. Wir sind aktuell sogar in der Situation, dass wir Wohnungen bauen müssen – vor einem halben Jahr noch undenkbar. Diese Neubauten werden aber nicht in der Neustadt entstehen“, erklärte Risch.

Trotz der Erläuterungen war die Stimmung im Publikum angespannt. Grund dafür war jedoch weniger die geplante Aufnahme von Asylbewerbern. Moderator Martin Schmelzer brachte es auf den Punkt: „Ich glaube, die Anwohner der Weißenfelser Neustadt haben schon lange eine solche Veranstaltung gebraucht. Wir reden hier mehr über die polnischen Arbeiter des Fleischwerkes, fehlende Integration und das Gefühl, im Abseits zu stehen und nicht wahrgenommen zu werden, als über Flüchtlinge.“ Oberbürgermeister Risch zeigte sich nachdenklich ob dieser Aussagen und versprach noch einmal eindringlich, dass es keine Benachteiligung der Neustadt geben wird.

Zahlen, Daten, Fakten:

Laut Angelika Renner, Dezernentin des Burgenlandkreises, wird der Landkreis im Jahr 2015 insgesamt 2.713 Flüchtlinge aufnehmen. Bis zum 1. Oktober 2015 hatten die Verantwortlichen bereits 1.239 Geflüchtete untergebracht. Für die Monate November und Dezember rechnet die Dezernentin mit einer Aufnahme von jeweils etwa 570 Asylbewerbern. In Weißenfels leben derzeit 371 Geflüchtete, in Naumburg 528 und in Zeitz 650. Auch in den Gemeinden Hohenmölsen, Eckartsberga, Nebra und Karsdorf wurden Flüchtlinge aufgenommen. Oberstes Ziel der Mitarbeiter ist eine menschenwürdige Unterbringung. Zeltstädte sollen vermieden werden.

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